Divisionär und Visionär – Interview mit Herrn Josef Ascher und Architekt Karlheinz Röck

Das ehemalige Fröschl Haus, nun HALL HAUS, wurde 2014 gebaut. Wie war eure Reaktion, als nach so kurzer Zeit der Bau einer neuen Firmenzentrale beschlossen wurde?

Josef: Als ich davon gehört habe, musste ich kurz überlegen, welches Datum wir haben – hätte ja auch ein Aprilscherz sein können (lacht). Im Ernst – es war definitiv eine gute und auch mutige Entscheidung unserer Geschäftsführung, neu zu bauen und die bestehenden Flächen, die uns mittlerweile zu klein geworden sind, zu vermieten. Im ehemaligen Fröschl Haus standen uns 100 Arbeitsplätze zur Verfügung, nun haben wir für insgesamt 180 Personen einen Arbeitsplatz geschaffen.

Karlheinz: Ich war erfreut, dass ich wieder dabei sein darf und habe das Projekt dankend und voller Vorfreude angenommen. Es gibt kaum ein größeres Lob an einen Architekten, als noch einmal in so kurzer Zeit eine zweite Firmenzentrale planen zu dürfen. Daher gehe ich davon aus, dass man mit dem ersten Gebäude zufrieden war (lacht).

 

Wie ist es, eine Firmenzentrale für einen Bauherren zu bauen, der selbst eine Baufirma führt und den Bau mit seiner eigenen Mannschaft realisiert?

Karlheinz: Grundsätzlich macht das für uns keinen großen Unterschied, ob der Bauherr selbst in der Baubranche tätig ist oder nicht. Jedes unserer Projekte ist individuell, wird mit viel Leidenschaft und Engagement entworfen und bis zum Schluss mit Freude begleitet.

Josef: Zu diesem Thema möchte ich noch etwas anfügen. Karlheinz war mit einer Bauherrschaft konfrontiert, die sich in der Planungs- und Ausführungsphase bei wöchentlichen Planungsbesprechungen eingebracht hat. Dabei wurde speziell zwischen den beiden Schulfreunden Eduard Fröschl und Karlheinz Röck intensiv über Design versus Nutzerfreundlichkeit diskutiert und um Lösungen gerungen. Ich glaube, dass schließlich beide Aspekte bestens umgesetzt wurden – für mich waren diese Diskussionen jedenfalls äußerst interessant, kurzweilig und auch lehrreich.

 

Was sind deine Aufgaben und Herausforderungen als Leiter der Abteilung Hochbau in ganz Tirol?

Josef: Meine Aufgabe und Verantwortung ist es, gemeinsam mit meinem Team Bauaufträge zu akquirieren, diese zur Zufriedenheit unserer Kunden abzuwickeln und abzurechnen. Im Ergebnis sollte sich am Jahresende eine Wertsteigerung des Unternehmens einstellen, welche unter anderem auch Investitionen wie zum Beispiel das Fröschl Haus ermöglichen sollte. Bei den Herausforderungen haben wir in den letzten Jahren einen Wandel durchlebt. Vor einigen Jahren hätte ich gesagt, die Herausforderung ist, Aufträge für die Beschäftigung unsere Mitarbeiter zu beschaffen. Heute ist die Herausforderung ausreichend Mitarbeiter für die Ausführung der Aufträge zu haben. 

 

Wie würdest du deinen architektonischen Stil bezeichnen? Beschreibe die Architektur der neuen Firmenzentrale.

Karlheinz: Wir sind ein Team aus Architekten und arbeiten alle gemeinsam an den gestellten Bauaufgaben. Unsere Architektursprache ist klar reduziert in der Formensprache und nachhaltig. Wir sehen unsere Aufgabe darin, sich mit der gestellten Aufgabe intensiv auseinanderzusetzen, um für den Auftraggeber die beste Lösung zu erarbeiten. Es wird so entworfen, als würden wir den Wohn- oder Arbeitsraum später selber nutzen. Wir planen nichts, womit wir uns nicht identifizieren können. Ziel ist es, dass die Bewohner oder Nutzer sich in ihrem neu gestalteten Umfeld wohlfühlen.

Das Fröschl Haus ist auf einem funktionalen Raster aufgebaut, welcher sich in der Fassade auf den ersten Blick nicht widerspiegelt. Die Anforderung in diesem Fall war, 180 Arbeitsplätze zu schaffen, mit möglichst dem gleichen Standard und gleicher Funktionalität.

Im Gegensatz zum HALL HAUS mit der Stampfbetonfassade wurde die neue Firmenzentrale als monolithisch geformter Baukörper in Sichtbeton ausgeführt. Die sich nach außen hin unterschiedlich öffnenden Fensterleibungen lassen zusätzliches Licht in die Büroflächen einfallen und verstärken die Baukörperplastik.

Beim Bau vom neuen Fröschl Haus ist sehr oft der Satz: „So wie im HALL HAUS“ gefallen. Das heißt, viele notwendigen Entscheidungen sind eigentlich bereits 2013 gemeinsam mit der Geschäftsführung getroffen worden (lächelnd). Das Gebäude atmet und lebt von den begrünten, lichtdurchflutenden Innenhöfen.

Die teilweise Erhöhung in das 4. und 5. Obergeschoss gibt einen wunderschönen Rundum-Blick in alle Himmelsrichtungen.

 

Wie viel Zeit hat rein die Planung des Gebäudes beansprucht und inwiefern wurde Feng Shui dabei berücksichtigt?

Karlheinz: Die ersten Entwürfe wurden 2018 den Bauherren präsentiert. Detailfragen sind immer noch offen, das heißt Planung und Ausführung enden gleichzeitig. (lachend). Generell planen wir Arbeitsplätze immer so, dass diese für Mitarbeiter angenehm sind – meistens stimmt das dann auch mit den Feng Shui-Kriterien, die es zu erfüllen gab, überein.

Josef: Es ergibt sich relativ selten die Chance, nach so kurzer Zeit ein ähnliches Bürogebäude für die Eigennutzung umzusetzen. So konnten wir die wenigen Dinge, die uns in der Nutzung des HALL HAUSES als nicht optimal vorgekommen sind, neu überdenken und verbessern.

 

Wie ist es euch mit BIM ergangen?

Josef: Wir haben unser neues Fröschl Haus im BIM-Standard errichtet und dabei BIM-Kompetenz im eigenen Hause aufgebaut. Es war für alle Beteiligten eine intensive Lernphase und wir konnten dabei viel Erfahrung sammeln. Die Arbeit auf einer Plattform in einheitlicher Sprache bietet in der Planung viele Vorteile, da Architekt, Haus- und Elektroplaner sowie Statiker auf das gemeinsame Modell zugreifen und so Planungskollisionen vermieden werden. Der Betrieb und die Instandhaltung des Gebäudes werden durch das mit allen Ausführungsdetails und Produktinformationen gefüllte as-build-Modell deutlich erleichtert werden, da Wartungsanweisungen und -intervalle, Produktblätter, Pflegehinweise etc. direkt aus dem Modell auslesbar sein werden.

 

Welche technischen Merkmale unterscheiden das Fröschl Haus von der ehemaligen Firmenzentrale?

Josef: Grundsätzlich gibt es keine entscheidenden Änderungen. Das Gebäude ist größer und einfach erwachsener geworden. Das bestens bewährte Gebäudekonzept – Massivbau, dessen Sichtbetondecken durch Kernaktivierung zur Kühlung und Heizung verwendet werden, speicherfähige und wartungsfreie Außenhülle in Beton, Grundwassernutzung, reduzierte Fensterflächen nach außen – wurde beibehalten.

Gegenüber dem HALL HAUS sind wir nun auch energieautark. Die geringe Energiemenge, die wir zum Betrieb der neuen Firmenzentrale brauchen, gewinnen wir über die Photovoltaikanlage am begrünten Dach. Dieses Gebäudekonzept ist jedenfalls zukunftsfit!

 

Auf welche Besonderheiten können sich MitarbeiterInnen und Besucher besonders freuen?

Josef: Insgesamt sind die Büroräumlichkeiten und Aufenthaltsräume noch großzügiger gestaltet. Es gibt Räume, in denen sich Mitarbeiter nach der Arbeit treffen können, um gemeinsam eine Runde Tischfußball zu spielen. Außerdem gibt es einen großzügigen „Mehrzweckraum“ für Schulungen und Veranstaltungen, indem auch die Möglichkeit besteht, ein Mittagessen einzunehmen.

Karlheinz: Die Mitarbeiter können sich auf die lebenden, grünen Innenhöfe mit herrlicher Vegetation freuen. Diese können dank Überdachung ganzjährig genutzt werden und dienen als absolute Wohlfühlzonen. Im nördlichen Innenhof wird es auch einen Brunnen geben. Dem „Nicht-Arbeiten“ als Ausgleich zur täglichen Arbeit ist im neuen Fröschl Haus noch mehr Platz gegeben worden. Neben den einzelnen Besprechungsräumen in den Stockwerken und den Panoramabesprechungsräumen gibt es zwei traditionelle Tiroler Stuben, eine Lärchen- und eine Zirbenstube.

 

Was war besonders herausfordernd während der Bauzeit?

Josef: Die Schal- und Betonierarbeiten der Sichtbetonfassade mit den unterschiedlich geneigten Leibungen war schalungstechnisch und handwerklich sehr anspruchsvoll und nicht alltäglich. Eine Besonderheit war natürlich auch die spezielle Situation, dass unzählige „Bauleiter“, nämlich die Fröschl-Belegschaft an der Ostseite des HALL HAUSES, von ihrem Schreibtisch aus den Bauablauf lückenlos verfolgen und bei Kaffeepausen natürlich „nützliche Vorschläge“ einbringen konnten.

 

Der Innenausbau schreitet voran und die Betonarbeiten sind bereits abgeschlossen. Welches Resümee zieht ihr aus dieser spannenden Bauzeit?

Karlheinz: Das war bisher unser größtes Projekt! Ich schätze das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird. Wir freuen uns auf das fertige Haus und die hoffentlich positiven Rückmeldungen. Auch wenn das Haus noch nicht fertig ist, gehe ich davon aus, dass die neue Firmenzentrale lange Zeit eines unserer besten Referenzprojekte sein wird.

Josef: Die Mannschaft vor Ort und alle Beteiligten haben großartige Arbeit geleistet. Schon mit dem Bau vom HALL HAUS haben wir ein Bürogebäude errichtet, das absolut am Stand der Technik war. Die beiden Gebäude sind sich sehr ähnlich, wobei die neue Firmenzentrale „größer und erwachsener“ geworden ist. Es ist ein energieautarkes Massivgebäude, das ohne Klimaanlage bestes Raumklima und hohe Behaglichkeit bieten wird. Außerdem werden die Räume durch Berücksichtigung von Feng Shui Kriterien, emissionsfreien Materialien und harmonischer Farbgestaltung eine positive Ausstrahlung auf die Mitarbeiter haben. In der Großzügigkeit und Ausgestaltung des Gebäudes spiegelt sich die Wertschätzung der Geschäftsführung für ihre Mitarbeiter in einem hohen Maß wider – herzlichen Dank dafür.